Die SIG-Pistole

Eine zusammengefasste Darstellung von A. Schecker


SIG - P210

SIG SP 47/8 - P 210

Die Selbstladepistole SIG SP 47/8 und P 210 Serien wurden von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft, Neuenhausen, durch Verbesserung der vorhandenen Petter-Pistole entwickelt. Das Besondere dieser Entwicklung bezog sich auf die Änderung des nach dem Browning-System starr verriegelten Rückstoßladers der Petter-Pistole hinsichtlich des Entriegelungsvorgangs. Dies wird beschrieben in der Patentschrift des Eidgenössischen Amtes für Geistiges Eigentum vom 30.September 1950, wodurch die systembedingt große Geschoßstreuung des Browning-Systems verhindert wird. Bei beiden Systemen ist der Lauf mit dem Schlitten bei der Schussabgabe starr durch Verriegelungskämme verbunden. Die Vorraussetzung in der Verbesserung des SIG-Systems basierte auf der Erkenntnis, daß der Lauf zusammen mit dem Schlitten ca. 2,5 mm weit durch den Rückstoß auf dem Griffstück zurückläuft bevor das Geschoss die Mündung erreicht hat. Beim Browning-System beginnt die Entriegelung, d.h. die vertikale Trennung und somit das hintere Abkippen des Laufes aus den Verriegelungskämmen im Schlitten schon unmittelbar nach der Rückwärtsbewegung des starr verriegelten Systems Lauf-Schlitten, was dann zu der großen Geschoßstreuung beim klassischen Browning-System führt. Beim SIG-System wird dies durch eine besondere Ausbildung der Entriegelungskurve verhindert, so daß der mit dem Schlitten fest verbundene Lauf  ca. 3,5 mm weit geradlinig verriegelt zurückläuft bevor der vertikale Trennvorgang eingeleitet werden kann und somit das Geschoss den Lauf bereits verlassen hat. Hinzu kommt die präzise gefertigte lange Führung des Schlittens auf dem Griffstück was beides den legendären Ruf der Schusspräzision dieser Serienwaffe begründet.

Die einzelnen Modelle und ihre wesentlichen Unterscheidungen werden nachfolgend beschrieben.

SIG SP 47/8

Auf diesem Grundmodell basieren alle weiteren Versionen der nachfolgenden Modelle. Gefertigt ab 1946 mit Geladen-Anzeige, starrer Visierung, in den Kalibern 7,65 und 9 mm Para, Lauflänge wie auch bei den folgenden Modellen 120 mm, ohne Riemenbügel, in der Ausführung  poliert und brüniert, mit Holzgriffschalen. Ab September 1947 wurde das erste Kontingent an den schwedischen Sportschützenverband ausgeliefert, das so genannte Schwedenmodell. Dänemark erhielt im Sommer 1948 eine erste Lieferung von 14 000 Pistolen mit Riemenbügel, der noch weitere Lieferungen folgten. In Dänemark erhielt die Pistole die Bezeichnung M 49. Auch bekamen verschiedene Schweizer Polizei Behörden dieses Modell als Dienstwaffe zugeteilt.

SIG 210-1 (Privat und Polizeipistole ab 1949)

Gleiche Ausführung wie SP 47/8, aber mit Riemenbügel und nach hinten abgeschrägtem Korn, gewölbtem Verschlusshalter und geriffeltem Sicherungshebel, ohne Geladen-Anzeige. Kaliber 7,65-und 9 mm Para. Oberfläche feingeschlichetet und brüniert. Schweizer Kreuz vor der Kimme. Griffschalen aus Holz mit eingefrästen Querrillen, spätere Modelle auch mit Fischhautverschneidung, Schlaghammer ohne Ruherast. Die Waffen für den privaten Verkauf erhielten vor der Waffennummer ein P.

SIG 210-2

Gleiche Ausführung wie SIG 210-1. In Abweichung hiervon Griffschalen aus schwarzem Kunststoff mit Fischhautmuster. Oberfläche sandgestrahlt und brüniert. Holzgriffschalen nur noch gegen Aufpreis. In der Schweiz erhielten etliche Stadt-und Kantonspolizeidiensstellen dieses Modell als Dienstwaffe.

SIG 210-3

Ausführung wie SIG 210-2. Änderung des Schlaghammers mit Ruherast und wieder Geladen-Anzeige auf der Schlittenoberseite hinter dem Auswurffenster und Riemenbügel. Auslieferung an Behörden und private Käufer.

SIG 210-4

Am 13.3.1951 wurde zwischen dem Deutschen Bundesministerium des Innern (BMI) und der SIG ein Vertrag über die Lieferung von 5000 Pistolen im Kaliber 9 mm Para geschlossen. Diese Waffen hatten keinen Riemenbügel, jedoch die Geladen-Anzeige, den Schlaghammer mit Ruherast sowie den Verschlusshalter und Sicherungshebel in neuer Bauart. Die ersten 500 Pistolen wurden mit quergerillten Holzgriffschalen ausgeliefert, die restlichen 4500 Pistolen mit schwarzen Kunststoffgriffschalen und Fischhautmuster. Hinzu kamen 330 Kleinkaliber-Wechselsystemen. Den Waffennummern wurde ein D vorangestellt. Auf der linken Griffstückseite und auf dem Lauf eingeprägt ein stilisierter Adler und darunter BMDV 1 als Eigentumsbeleg des BMI. Keine Kaliberangabe sondern nur die Waffennummer auf dem Lauf.

1995 wurden von der Firma Frankonia Jagd in Würzburg noch 500 Pistolen dieser Ausführung mit Holzgriffschalen in den Nummerbereichen D6001 bis D6500 bestellt und ausgeliefert. Diese waren zusätzlich nach den zivilen gesetzlichen Waffenbestimmungen mit der Kaliberangabe auf dem Lauf und dem Beschusszeichen gekennzeichnet.

P 210-5 (Sportpistole)

Sportversionen, in mehreren Stufen vom Modell SP 47/8 Sport weiterentwickelt. Lauflängen  150-und 180 mm, Kaliber 7,65- und 9 mm Para, Mikrometervisier, verschraubtes Schloss mit Sportabzug und Abzugstop. Längsrillen im vorderen Griffstück, verschiedene Griffschalen. An den aus dem Schlitten herausragenden Läufen 150-und 180 mm wurde mittels zweier Laufmuttern der Kornsattel als Kornträger befestigt. Beim Modell P 210-5LS als „Long Slide“-Version war der Schlitten bis zur Mündung des 150 mm langen Laufes in einem Stück gefertigt. Seitlicher Magazinauslöseknopf, verstärktes Griffstück (havy frame) aus Feinguss  und vergrößertem Griffsporn., wobei hinter der Bezeichnung P 210 auf dem Schlitten ab Seriennummer 325000 keine nachgesetzte -5 mehr erscheint.

P210-6 (Sportpistole)

Auch hier handelt es sich um eine in mehreren Schritten durchgeführte Weiterentwicklung des Grundmodells SP 47/8 in den Kalibern 7,65-und 9 mm Para als Sportversion, wobei die Lauflänge von 120 mm beibehalten wurde. Es gibt sie in sandgestrahlter-und polierter  Ausführung, aber ohne seitlichen Magazinauslöseknopf, wahlweise mit Standkimmen oder Mikrometervisier. Spätere Ausführungen mit verstärktem Griffstück (heavy frame) aus Feinguss.

P 210-7 (P 210-1- 22 l.r.)

Die Entwicklung dieses Modells als Komplettwaffe im Kaliber .22 l.r. reicht ebenfalls bis 1947 zurück und verlief parallel zur Entwicklung der Kleinkaliber Wechselsysteme für die Dänische Armee. Die ersten kompletten KK-Pistolen wurden in der Mitte der 50er Jahre auf den Markt gebracht. Wegen des geringen Interesses wurde die Produktion 1971 vorläufig eingestellt. Sie wurde mit Mikrometervisier und Standvisier in Lauflängen 120 mm sowie in geringen Stückzahlen auch mit 150-und 180 mm Lauflänge angeboten.

Anzumerken bleibt, daß in die einzelnen Serien geringfügige Änderungen zur Qualitätsverbesserung eingeflossen sind, auf die in diese Kurzbeschreibungen nicht näher eingegangen werden kann. Hier sollten lediglich die wesentlichsten Unterschiede der einzelnen Modellreihen betrachtet werden.

Mit Schreiben vom 24.01.2006 teilte die Firma SWISS ARMS ihren Geschäftspartnern mit, daß die Produktion der Pistole P210 in den kommenden Wochen eingestellt wird, sie wird also heute nach über 60 Jahren nicht mehr gefertigt.

 

Detaillierte Beschreibungen sind zu finden
in den Fachbüchern von:


Lorenz Vetter

Das große Buch der SIG-Pistolen
Verlag Stocker-Schmid
Motorbuch Verlag
ISBN 3-7276-7123-8

E. Armbruster / W. Kessler
Begegnung mit einer Legende
SP 47/8
P210

Zu beziehen beim Autor
Erwin Armbruster
Speyerer Straße 14
D-67376 Harthausen